Ich bin examinierte Krankenschwester und Diplom-Psychologin. Mit 51 Jahren wurde ich als Autistin diagnostiziert. Ich selbst hatte mehr zufällig die Erkenntnis und ließ mich 2 Wochen vor meinem 51 Lebensjahr diagnostizieren und wenige Monate später von einer Ärztin vallidieren. Ich habe von Menschen zu hören bekommen: "Wie können Sie als Psychologin autistisch sein, das geht doch gar nicht, die müssen doch empathisch sein." Diese Art von Ableismus höre nicht nur ich, sondern auch andere neurodivergente Menschen, gerade autistische, Frauen insbesondere in medizinischen Berufen.. 

Autistische Frauen wählen oftmals typische Frauenberufe. Ich interessiere mich für Menschen, für Biografien, für Psychologie und Medizin. Seit ich zurück denken kann. Meine "special interests", die fast nicht aufgefallen wären, weil sie nicht auffallend im Sinne von unüblich sind.

Oft schreiben mir Frauen, weil ich selbst autistische Psychologin bin und nicht von vornherein Autismus ausschließen würde, nur weil sie im medizinischen oder sozialen Berufen arbeiten, wie sie es bisher in einem langen Leidensweg erfahren haben. 

Im Gegenteil, gerade wir autistischen Frauen sind oft hyperempathisch und bekommen mehr von anderen Menschen mit, als uns (bzw. dem anderen) oft lieb ist. Manche befürchten, den falschen Beruf ergriffen zu haben. NEIN! Wir sind goldrichtig in unserem Beruf. Wir benötigen aber Arbeits- und Lebensumstände, in denen wir wachsen und unsere Fähigkeiten ausleben, ausschöpfen können. Alle Menschen profitieren von neurodivergenten Fachkräften.

Ich möchte gerade aus Verbundenheit und Solidarität Menschen die Diagnostik empfehlen, die vermuten, dass sie autistisch sein könnten und in medizinischen Berufen arbeiten, und so einen geschützten Raum bieten, diese Vermutung mit mir gemeinsam zu explorieren. Da ich inzwischen nur Frauen die Autismus/ADHS-Diagnostik anbiete, mache ich hier eine Ausnahme und will auch männlichen Ärzten und Söhnen von Ärzten die Diagnostik ermöglichen.